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"Gaddafi, das Öl und Lockerbie", Öl auf Leinwand, 90 x 60 cm, 2003.

Dieses Bild setzt sich wie auch das Bild „Gaddafi und die Wallerts“ mit der Rolle des libyschen Staatschefs Muammar al-Gaddafi in den internationalen Beziehungen auseinander. Als Grundlage wurde ein Porträt des Revolutionsführers verwendet, welches sich in Horvaths Sammlung politischer Kunst befindet. Das Ausgangsbild ist ein eher triviales Werk, das den Staatschef in leicht verherrlichender Weise zeigt; solche Bilder sind in Libyen weit verbreitet und in den Straßen von Tripolis allgegenwärtig. 

Horvath hat nun zwar Haltung und Gesichtszüge übernommen, aber in seine Symbolik übertragen. So formen sich Gesicht und Oberkörper des Dargestellten aus pflanzenähnlichen Strukturen. Teile des Gesichts und der Halspartie erscheinen jedoch transparent und der Hintergrund wird durch eine dunkle halbflüssige Masse gebildet: das Öl, um das sich die heutigen Konflikte meist entfachen, ob es nun offiziell bestätigt wird oder nicht. 

Ein weiterer Aspekt des Bildes wird durch einen Lichtblitz am Himmel und einen im Hintergrund sichtbaren demolierten Flugzeugrumpf angeschnitten: die Katastrophe von Lockerbie, ausgelöst durch einen Anschlag auf den Pan Am Flug 103 Frankfurt-London New York im Jahr 1988 über Schottland. Alle 259 Passagiere und Besatzungsmitglieder, und auch 11 Einwohner der schottischen Ortschaft Lockerbie verloren dabei ihr Leben. Die USA machten den libyschen Geheimdienst für den Anschlag verantwortlich und führten ihn auf lange Feindschaften zwischen den USA und Libyen zurück, die im Jahr 1986 in einem Angriff amerikanischer Bomber auf Libyen gegipfelt hatten. 

Lange zogen sich die Verhandlungen um die Auslieferung der beiden beschuldigten Agenten Abdel Baset Ali Mohamed al-Megrahi und al-Amin Khalifa Fhimah hin, bis sie Gaddafi schließlich 1999 an ein Tribunal in den Niederlanden auslieferte. Nach mehrmonatigem Prozess wurde schließlich al-Megrahi im Jahr 2001 für schuldig befunden, an dem Anschlag federführend beteiligt gewesen zu sein; Fhimah wurde aus Mangel an Beweisen freigesprochen. 

Dennoch bleiben noch immer viele Aspekte im Dunkeln. In einem Beitrag des ARD-Magazins „Weltspiegel“ wurde z.B. berichtet, dass sich die Terrorgruppe Abu Nidal nach gut 14 Jahren zu der Tat bekannt hätte, also eine palästinensische Gruppe der Urheber des Attentats gewesen sei. Eine ähnliche Theorie war auch Grundlage eines Filmes, den die britische Gesellschaft „Granada-Television“ über die Lockerbie-Katastrophe produzierte. Auch das Bundeskriminalamt BKA hatte in diese Richtung ermittelt und im Raum Neuss bei einer Gruppe palästinensischer Terroristen eine ähnliche Radiobombe gefunden, wie sie vermutlich bei dem Anschlag auf Pan Am 103 verwendet worden war...

Das Bild ist auch 2011 noch aktuell: Es illustriert den Artikel "THE REVOLUTION IN LIBYA: Possible Scenarios and Responsibilities of the West" von Omar Ashour in "The Montréal Review", Kanada, März 2011. Omar Ashour ist Lehrbeauftragter für Middle East Politics und Direktor des Middle East Graduate Studies Program am Institute of Arab and Islamic Studies, Universität von Exeter (UK).