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"Kampf der Kulturen: Osama bin Laden", Öl auf Leinwand, 60 x 90 cm, 2001.

Das zweite Bild der Serie „Kampf der Kulturen“ stammt ebenfalls aus dem Jahr 2001 und stellt den Kontrahenten von George W. Bush dar, nämlich Osama bin Laden, und zwar in der aus Presse und Fernsehen wohlbekannten Art mit erhobenem Zeigefinger. In einem kleinen realistisch gemalten Ausschnitt brennt eine amerikanische Flagge als Symbol für seinen Amerikahass. Der Hintergrund des Bildes stellt, wie auch bei der Darstellung von George W. Bush, einen wichtigen Baustein zum Verständnis des Werkes dar. Was auf den ersten Blick lediglich wie ein wirres Muster wirkt, ist vielmehr eine Anlehnung an die Wirklichkeit: Das Muster ist formal abgeleitet von einer Gruppe waffenschwingender al-Qaida-Kämpfer. Diese Kämpfer bilden (oft unsichtbar) Osamas Hintergrund – sowohl auf dem Bild als auch in der Realität. 

Das Bild stützt sich auf Fakten, es würdigt nicht herab und es gibt niemanden der Lächerlichkeit preis. Das Thema ist auch zu ernst dafür, selbst wenn es viele gerne gesehen hätten. Aber wer weiß? Vielleicht wird man mit Osama bin Laden noch verhandeln müssen! 

Eugen Freund schreibt dazu in „Die USA und ihr Osama“  für ORF.at:

Osama bin Ladens jüngster Video-Auftritt, knapp vor den amerikanischen Präsidentschaftswahlen, war in mehrerer Hinsicht bemerkenswert: bin Laden wirkte geradezu staatsmännisch, unterschied sich kaum von einem gewählten Funktionär, und war frei von religiösen Floskeln, die seine bisherigen Reden ausgezeichnet haben.

Er hat nicht aus dem Koran zitiert, und er hat auch nicht die obskuren historischen Bezüge verwendet, mit der er sonst immer seine Reden schmückte... Stattdessen erklärte er seine angewandte Taktik als logische Reaktion darauf, was er die US-Aggression nennt. Und genau das greift der oben genannte Pentagonbericht auf. In den Augen der islamischen Welt, so liest man hier, "hat die amerikanische Besetzung von Afghanistan und dem Irak nicht zu Demokratie geführt, sondern nur zu mehr Chaos und Leiden."

Die Frage, die sich jetzt stellt - und die auch ich mir stelle - lautet: Welche Konsequenzen werden aus diesen Erkenntnissen gezogen - von bin Laden und von den USA? Was den Entscheidungsprozess der amerikanische Regierung betrifft, so ist dieser zumindest transparenter, wenn auch nicht immer nachvollziehbar.  

Dominique Moisi, Gründungmitglied und Berater am Französischen Institut für Internationale Beziehungen und Professor am Europa-Kolleg in Warschau, schreibt in seinem Essay "Der emotionale Kampf der Kulturen" (www.qantara.de):

"Die Mehrheit der Araber unterstützt die Al-Kaida vielleicht nicht, aber sie lehnen sie auch nicht aus tiefstem Herzen ab. Vielmehr besteht die Versuchung, Osama bin Laden als eine Art gewaltsamen Robin Hood zu sehen, dessen Aktionen zwar offiziell nicht geduldet werden können, die ihnen aber helfen, ein Gefühl des arabischen Stolzes und der Würde wieder zu finden. Hier liegt vielleicht der wahre Kampf der Kulturen: im emotionalen Konflikt zwischen der europäischen Kultur der Angst und der muslimischen - vor allem arabischen - Kultur der Erniedrigung. Es wäre gefährlich, die Tiefe dieser emotionalen Kluft zu unterschätzen und sie zu erkennen, ist der erste Schritt zu ihrer Überwindung."