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"Kampf der Kulturen: Saddam Hussein", Öl auf Leinwand, 60 x 90 cm, 2003.

Saddam Hussein im Fadenkreuz der UNO – das ist das dritte Bild der Serie „Kampf der Kulturen“ von Werner Horvath. Er zeigt den Diktator in Uniform, nicht in Feinripp-Unterhosen wie so manches Magazin es tat. Im Hintergrund tauchen die amerikanischen Hi-Tech-Kampfbomber auf. Amerikanische Soldaten stülpen der mächtigen Hussein-Statue ihre  Flagge über den Kopf, bevor sie das Denkmal stürzen. 

Blutiges Rot dominiert das Bild, und im rechten unteren Bildteil formt sich andeutungsweise der Körper des kleinen Ali Abbas unter dem Schutzgestell seines Krankenhausbettes. Er hat im Bombenhagel beide Arme verloren - und den Großteil seiner Familie. Bald wird er vergessen sein, wie alle anderen Opfer dieses letztlich sinnlosen Krieges auch, und nicht einmal auf diesem Bild wird ihn jemand mehr erkennen. 

Der Codex Hammurabi versinkt in einem See aus Blut – Symbol für den Krieg an sich, aber auch für den unersetzlichen Verlust an Kulturgütern im Zusammenhang damit. 

Ein Panzer vor dem Museum hätte genügt, um wenigstens diese Katastrophe zu verhindern. Doch die Amerikaner sicherten das Ölministerium statt des "Palasts der Weisheit", wie das irakische Nationalmuseum genannt wurde. Tausende Plünderer konnten das Museum ungehindert verwüsten. Das Untergeschoß mit den assyrischen Exponaten und Monumentalobjekten und der 1. Stock mit sumerischer und babylonischer Kunst liegen in Scherben. 170.000 Stücke sind nach Schätzung der Unesco verschwunden oder zerstört worden. Über die Schäden in der ebenfalls geplünderten Nationalbibliothek und der islamischen Bibliothek in Bagdad oder den Regionalmuseen wie der Bibliothek in Mossul gibt es bis jetzt keinen genauen Überblick. 

Die Unesco hat zwar alle Museen, Auktionshäuser und Kunsthändler vor dem Ankauf gestohlener Objekte gewarnt. Dass das Diebsgut auf dem offiziellen Mark auftaucht, gilt allerdings als unwahrscheinlich. Die Schätze dürften (in Teilen oder ganz) an private Sammler gehen. Dafür spricht auch die Einschätzung von Patty Gerstenblith, der Antiquitätenhandelsspezialistin des Archeological Institute of America: „Es gibt in den USA einen kleinen, aber feinen Markt für Antiquaria aus Mesopotamien. Es geht um etwa 50 Leute - aber ihr Wort wird in Washington gehört".

Dass die Objekte wieder an das Museum gehen, ist indes nahezu ausgeschlossen: Von den 4000 Objekten, die nach dem Golfkrieg von 1991 verschwunden sind, wurden bisher jedenfalls nur eine Handvoll wiedergefunden. (DER STANDARD, Printausgabe vom 16.4.2003)