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"Prager Frühling" (Vaclav Havel und Alexander Dubcek), Öl auf Leinwand, 50 x 40 cm, 1995.

19.12.2011: Wie vor 22 Jahren - am Höhepunkt der antikommunistischen Demonstrationen - versammelten sich auch gestern wieder die Menschen am Wenzelsplatz und klapperten mit ihren Schlüsselbunden. Doch diesmal war es kein Ausdruck von Protest, sondern von Trauer: Vaclav Havel ist von uns gegangen.

Havel wurde am 5. Oktober 1936 in Prag geboren. Wir kennen ihn als tschechischen Schriftsteller und Politiker, der während der kommunistischen Herrschaft einer der führenden Regimekritiker der Tschechoslowakei war. Dies brachte ihm nicht nur Ruhm ein, sondern auch eine mehrjährige Gefängnisstrafe, die seine Gesundheit bleibend schädigte. Nach der „Samtenen Revolution“, an der er wesentlich beteiligt war, war er von 1989 bis 1992 Präsident der Tschechoslowakei und von 1993 bis 2003 Präsident der Tschechischen Republik. In seine Amtszeit fiel der Beitritt Tschechiens zur NATO, das Angebot zum EU-Beitritt, aber auch der Bau des Atomkraftwerks in Temelin. Dass er letzteres nicht verhindert habe, bezeichnete er später selbst als seinen größten Fehler. 

Das Bild „Prager Frühling“ zeigt einen nachdenklichen Havel vor einer Szene des Einmarsches der Truppen des Warschauer Paktes im Jahr 1968 in die Tschechoslowakei. Im Hintergrund erkennt man noch eine andere Person, nämlich Alexander Dubcek, der als Erster Sekretär der Kommunistischen Partei bis zum Truppeneinmarsch einen reformkommunistischen Kurs vertrat. Den Schlüssel zum Verständnis des Bildes stellt aber ein Zeichen im Vordergrund dar: Havels Bleistift durchbohrt Hammer und Sichel, und letzterem Symbol geht die Luft aus – die Menschlichkeit hat gesiegt. 

Der Poet der Freiheit, der immer nur Schriftsteller sein wollte und kein Politiker – so hat er es zumindest den Rolling Stones erklärt -  ist nicht mehr. Im ganzen Land kam es zu spontanen Trauerkundgebungen. Noch einmal hat ein großer Europäer die Massen mobilisiert...

Dieses Bild ist auch in Heber Ferraz-Leite: "Malende Ärzte Österreichs", Selva Edition, Amstetten 2000, ISBN.3-9010-4041-2, veröffentlicht, sowie in "Die Zukunft Europas" des BSA Österreich und des Maria Jahoda - Otto Bauer Instituts, gedruckt von Gutenberg, Linz 2014.