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19.12.2011: Wie vor 22 Jahren -
am Höhepunkt der antikommunistischen Demonstrationen -
versammelten sich auch gestern wieder die Menschen am Wenzelsplatz und
klapperten mit ihren Schlüsselbunden. Doch diesmal war es kein
Ausdruck von Protest, sondern von Trauer: Vaclav Havel ist von uns
gegangen.
Havel
wurde am 5. Oktober 1936 in Prag geboren. Wir kennen ihn als
tschechischen Schriftsteller und Politiker, der während der
kommunistischen Herrschaft einer der führenden Regimekritiker
der Tschechoslowakei war. Dies brachte ihm nicht nur Ruhm ein, sondern
auch eine mehrjährige Gefängnisstrafe, die seine
Gesundheit bleibend schädigte. Nach der „Samtenen
Revolution“, an der er wesentlich beteiligt war, war er von
1989 bis 1992 Präsident der Tschechoslowakei und von 1993 bis
2003 Präsident der Tschechischen Republik. In seine Amtszeit
fiel der Beitritt Tschechiens zur NATO, das Angebot zum EU-Beitritt,
aber auch der Bau des Atomkraftwerks in Temelin. Dass er letzteres
nicht verhindert habe, bezeichnete er später selbst als seinen
größten Fehler. Das
Bild „Prager Frühling“ zeigt einen
nachdenklichen Havel vor einer Szene des Einmarsches der Truppen des
Warschauer Paktes im Jahr 1968 in die Tschechoslowakei. Im Hintergrund
erkennt man noch eine andere Person, nämlich Alexander Dubcek,
der als Erster Sekretär der Kommunistischen Partei bis zum
Truppeneinmarsch einen reformkommunistischen Kurs vertrat. Den
Schlüssel zum Verständnis des Bildes stellt aber ein
Zeichen im Vordergrund dar: Havels Bleistift durchbohrt Hammer und
Sichel, und letzterem Symbol geht die Luft aus – die
Menschlichkeit hat gesiegt. Der Poet der Freiheit, der immer nur Schriftsteller sein wollte und kein Politiker – so hat er es zumindest den Rolling Stones erklärt - ist nicht mehr. Im ganzen Land kam es zu spontanen Trauerkundgebungen. Noch einmal hat ein großer Europäer die Massen mobilisiert... Dieses Bild ist auch in Heber Ferraz-Leite: "Malende Ärzte Österreichs", Selva Edition, Amstetten 2000, ISBN.3-9010-4041-2, veröffentlicht, sowie in "Die Zukunft Europas" des BSA Österreich und des Maria Jahoda - Otto Bauer Instituts, gedruckt von Gutenberg, Linz 2014. |